Archiv für den Monat Juli 2014

157. Text_Weiter auf dem Weg

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Liebe Blogbesucher!

Drei Wochen sind seit meinem letzten Eintrag ins Land gezogen.

Ich bin nach wie vor auf dem Weg.
An manchen Tagen bin ich voll Zuversicht und fühle mich gut.

Und dann gibt es Tage wie gestern, da taucht mitten unter meinen 5 Tibetern, die ich seit Wochen jeden Morgen mache, plötzlich ganz unverschämt eine Horde Morgengeister auf und lässt eine Traurigkeit und Panik aufsteigen, die mich niederschmettert.
Plötzlich sind Gedanken da wie: Ich bin ganz alleine. Hilfe, wie ist das, wenn ich alt bin, wer kümmert sich um mich? Was, wenn er mir nicht mehr Begleiter ist?
Den dreiveirtel Tag haben sie mich immer wieder gebeutelt.
Ist blöd am Arbeitsplatz zu sitzen und die Tränen rinnen, ich muss mich zusammenreißen, weil ich KollegInnen keine Erklärung abgeben will, was da grade mit mir los ist.
Und auch nicht die Muse und Zeit zu haben, mich in diese Gefühle reinfallen zu lassen und ihnen ganz auf den Grund gehen, was da genau „anspringt“.
? Begleiter? Das wird euch jetzt möglicherweise verwirren.

Ja, mein Expartner und ich haben einen Weg gefunden, miteinander umzugehen, zu kommunizieren.
Wir sind getrennt und dennoch gibt es ja die Gemeinsamkeiten: Wir hören gerne Musik, gehen auf Musikfestivals, fahren Rad, lieben die Natur …
Ich kann nur grade keine Beziehung leben.
Ich muss frei sein.

Ich kann nach wie vor nicht wirklich in Worte fassen, was dieses Gefühl an Enge, an Druck in mir erzeugt, wenn ich Partnerschaft lebe.
Warum ich nicht „bei mir bleiben“ kann.

Und plötzlich ist auch eine Offenheit in unseren Gesprächen möglich, eine Ehrlichkeit, weil  …
Ja, warum eigentlich?
Weil es nichts zu verlieren gibt?
Weil ich nicht das Gefühl habe, ich muss mich zurücknehmen, um zu gefallen?
Weil ich nicht das Gefühl habe, ich muss ihm alles recht machen, damit ich seine Anerkennung bekomme?

Aber die Gemeinsamkeiten können wir erleben.
So haben wir am Freitag ein Musikfest besucht.
Es war ein ganz grandioser Abend.
Wir kannten keine der Musikgruppen, ich hatte von einer von ihnen im Radio zu ihrem Auftritt auf diesem Festival einen Berichte gehört und ihm davon erzählt., dass die Musikausschnitte mir gefallen haben.

Eigentlich sollte ich am Freitag zu einer Kräuterwanderung, die im letzten Moment abgesagt wurde, und als ich ihm den Link zu dem Radiobeitrag schicke, fragt er, ob ich mit ihm zum Festival fahren möchte.
Ich stocke, merke die Hürde: Das war ja nicht geplant. Gibt es da überhaupt noch Karten?  …
Ich gebe alle Bedenken an ihn weiter und es kommt die Frage: Ja oder Nein?

Ich antworte: Ja
Und dann haben wir uns um Karten umgesehen und all die anderen Bedenken von mir haben sich zerstreut.
Kleintochter ist mit dem Vater ins Ausland verreist, meine Katzen sind bestens versorgt, weil ich ohnehin vor dem Festival nochmal zu Hause vorbeifahren musste, um mir was Passenderes anzuziehen (vor allem Schuhe ohne Absätze ;-)).
Ich bin über meinen Schatten gesprungen.

Und wisst ihr, was mir das noch gezeigt hat?
Ich komme gar nicht zu meinen innersten Bedürfnissen, weil bevor ich Ja oder Nein zu einem möglichen Bedürfnis sage, läuft schon das Spruchband: Gibt es Karten? Ist das Auto genug getankt? Ist das jetzt ok, wenn zwar niemand auf mich zu Hause wartet, ich ganz alleine bin, dass ich da nicht zu Hause sitze, sondern spontan was unternehme?
Also in einem anderen Fall kommen natürlich andere Fragen/Bedenken.
Aber die schieben sich immer vor das Feststellen: Will ich das jetzt oder will ich das nicht?

Meinem Wegbegleiter ist das aufgefallen in unserer Kommunikation und wir haben dann darüber gesprochen und im darüber Reden wurde es mir klar, was da bei mir abläuft.
Und schon bin ich wieder einen kleinen Schritt weiter.
Bei einer nächsten Entscheidung horche ich einmal, ob da ein Ja oder Nein kommt  …. und erst dann werden die Zusatzaspekte beleuchtet.

Manche von euch werden vielleicht verwundert den Kopf beuteln, weil das für sie selbstverständlich ist.
Aber für mich nicht.
Und darum bin ich froh, diesem einen Mechanismus auf die Schliche gekommen zu sein.

Ich kann euch nicht sagen, ob das, was er und ich jetzt gerade machen, der richtige Umgang mit der Situation ist.
Vielleicht kommt einer von uns beiden oder wir beide in einiger Zeit drauf, dass es so doch nicht geht.
Aber das wollen wir auf uns zukommen lassen.
Wir haben vereinbart, dass jeder  sich selbst gegenüber und dem anderen gegenüber ehrlich bleibt, ob die Begegnung ok ist.
Jeder von uns geht seinen Weg, aber da gibt es auch diese gemeinsamen Wegabschnitte.

**********
Anfang des Monats habe ich eine Woche Urlaub auf einer Alm verbracht und trotz sehr durchmischten Wetters habe ich es genossen und gut entspannt.
Da ich mit meiner ganzen Familie (Eltern, Familie meines Bruders) weg war, haben sich da die Familienstrukturen wieder sehr deutlich gezeigt.
Ich konnte es aber mit einem innerlichen Schmunzeln zur Kenntnis nehmen und mich auch gut „distanzieren“ und „bei mir bleiben“.
Diese Woche bin ich noch arbeiten und dann folgen drei Wochen Urlaub, in denen nichts Besonderes geplant ist, je nach Lust, Laune und Wetter halt Tagesprogramm gemacht wird.
Die nächste geplante Reise findet dann im September statt und ich freu mich schon wahnsinnig auf die Tage.
Da will ich aber nicht mehr verraten. 😉
Aber ich freu mich, endlich einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen.

So bin ich weiter am Weg … mal fröhlich und lebensbejahend und dann wieder von Geistern umschwirrt mit Tränen und Panikgefühlen.

Liebe Grüße an euch alle!
Patentsocke

 

 

 

156. Text_Zurück an den Start

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Liebe Blogbesucher!

Der Titel verrät es: Ich stehe wieder da, wo ich vor fünf Monaten gestanden bin.
Ich bin alleine, habe keinen Wegbegleiter mehr.
Ich war es, die gesagt hat, dass sie den Weg alleine gehen … will.
Ist es wirklich ein Wollen? Denn es ist wieder schmerzhaft, sehr schmerzhaft.
Wenn ich mir was wünschen könnte, so wäre es Zufriedenheit, Freude, Liebe in mir, keine hemmenden, schmerzenden Kindheitsbotschaften, die mein Leben behindern, meine Seele verdunkeln.
Ich MUSS den Weg alleine gehen.
Nur so kann ich lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.
Wenn es um das Wollen ginge, dann würde ich seine Hand sofort wieder ergreifen, mich anlehnen, Schutz suchen, mich vor all den Gedanken flüchten.

Wenn der Partner da ist, kann ich aus der Einsamkeit flüchten, die in mir ist.
Sie ist dann, oberflächlich betrachtet, nicht da. Es geht mir anscheinend gut.
In der Begegnung mit dem anderen bin ich abgelenkt von mir selber.

Und ich lerne nicht, mit der Einsamkeit umzugehen und mir selbst die Liebe und Zuwendung zu geben, die ich benötige.
Ich bin abgelenkt durch Unternehmungen, gemeinsame Tage, seine Lösungen.

Ich habe hier mit vielen Formulierungsansätzen versucht zu beschreiben, was das Problem war und was dazu geführt hat, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.
Er war mir ja Begleiter.
Ich schaffe es nicht, es in Worte zu kleiden.
Ich weiß, dass er ein sehr guter Freund für mich wäre.
Ein Freund, der dann einen Rat gibt, wenn ich ihn danach frage.
Der es auch aushält, wenn ich dann doch für mich entscheide, es anders zu lösen.
Der da ist, wenn ich eine Schulter benötige zum Anlehnen.
Der mich aber sein lässt, wie ich bin, der mich meinen Weg dann wieder gehen lässt.
Der mich meine Schritte setzen lässt, wie ich dazu gerade in der Lage bin.
Und wenn ich strauchle oder gar falle, mir seine Hand anbietet, aufhilft und mich dann wieder alleine gehen lässt.

Vielleicht sind wir es nur zu schnell angegangen, haben uns keine Zeit gegeben, den Neubeginn Schritt für Schritt zu einem schönen WIR Gestalt annehmen zu lassen.
Wir haben uns auf das Außen gestürzt, dort alles ganz anders und viel besser gemacht als vor der 1. Trennung:
Unternehmungen, den Alltag durchbrochen mit kleinen Verwöhnereien, mehr Bewegung …
Wir wollten das neue Glück gleich mit der Verlobung „einzementieren“, bevor es noch Zeit hatte, sich bei ihm und mir einzunisten, zu wachsen, ihn und mich zu verbinden.
Wirklich zu verbinden, stark zu verbinden.

Ich erlebe also wieder die Momente größter Einsamkeit, die ich in mein Kopfkissen schreie.
Ich erlebe die Momente, in denen ich tiefste Verzweiflung spüre.
Ich erlebe Momente größter Vernichtungsgefühle.
Ich hoffe, ich gehe durch diese finsteren Zeiten und kann eines Tages zurückblicken und sagen,
dass all diese bitteren Erfahrungen endlich den Menschen aus meinem Inneren erlöst haben, der ich bin.

Der Weg ist lang, steil, steinig.
Ich muss ihn gehen.

Eure Patentsocke