Liebe Blogbesucher!
Als im März 2020 der erste Lockdown war und ich erstmals in meinem Berufsleben im Homeoffice, habe ich es ganz bewusst genossen, in der Früh nach dem Frühstück auf die Terrasse zu gehen, einen tiefen Atemzug zu machen und es als angenehm zu empfinden, nicht sofort nach den nötigen Handgriffen Anziehen und Körperpflege ins Auto zu springen und 16 Kilometer zur Arbeitsstelle zu fahren, sondern Zeit zu haben, mich an den Sonnenstrahlen zu erfreuen, die ersten Pflänzchen nach der langen Winterpause sprießen zu sehen.
Ich habe bewusst die „geschenkte“ Zeit genutzt, um innezuhalten.
Nun bin ich seit 7 Monaten erneut im Homeoffice und es ist Gewohnheit geworden, nicht in die Arbeit fahren zu müssen.
Aber ich habe „verlernt“, das Neue, das Entstresste wirklich bewusst wahrzunehmen.
Die Routine hat sich breitgemacht: aufstehen, Körperpflege, Frühstück machen, in den 1. Stock ins Arbeitzimmer gehen, Computer einschalten … arbeiten.
Und heute war dieser Gedanke plötzlich wieder da, wie ich es voriges Jahr genossen habe, dass ich hinausgegangen bin, dass ich Energie gesammelt habe.
Und ich trat hinaus, spürte die Sonnenstrahlen, atmete die noch frische Morgenluft ein, hörte die Vögel zwitschern, sah die blühenden Blumen und Sträucher.
Mir ist in der letzten Zeit aufgefallen, dass ich mir im HO viel weniger Pausen gönne.
Im Büro stand ich immer wieder auf, plauderte mit Kollegen, ging mittags mit einer Kollegin Mittagessen besorgen.
Lag es daran, dass man mit dem Einbuchen ins System das Gefühl hatte „Ich bin nachweislich in der Arbeit“ und im HO sorgt man für dieses Gefühl, indem man ständig hinter dem Kastel sitzt?
An der Schraube muss ich noch drehen.
Noch dazu in meiner Situation. Denn was kann mir noch passieren als die Aussicht, am Ende des Jahres keinen Job mehr zu haben?
Auch im Privatleben ist immer wieder spürbar, wie selbstverständlich wir früher Familientreffen genommen haben, Termine, die mit Freunden ausgemacht wurden, haben gehalten, so nicht jemand krank wurde.
Jetzt hanteln wir uns von einem Lockdown zum nächsten.
Wenn man sich heutzutage bei einem Treffen verabschiedet, weiß man nicht sicher, wann man einander wieder sehen kann.
Es war Gewohnheit, Freunde oder Familie zu treffen, in ein Lokal zu gehen, bei einem Wochenendausflug irgendwo einzukehren, eine Reise zu planen.
Es war selbstverständlich.
Wird diese Gewohnheit je wiederkehren oder werden wir mit neuen Gewohnheiten leben und uns an das „alte Leben“ nicht mehr erinnern?